Sind wir alle gleich?

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Seit einiger Zeit darf ich unglaubliche Menschen neu kennenlernen oder wiedertreffen und noch tollere Gespräche führen.

Diese Momente ergeben sich meist, weil ich so offen mit dem Leben umgehe, keine Angst vor dem Scheitern habe, Zweifel teile und auch Wildfremde am Leben teilhaben lasse. Nicht zuletzt weil ich mich traue, Tabuthemen leicht und ungehemmt anzusprechen. 

Ein bisschen viel Information in so wenigen Zeilen. Man kann sich da echt verlieren, was ich euch sagen möchte: Wir sind alle im selben Boot. Befinden uns bewusst oder unbewusst in ähnlichen Gemütszuständen, sind mal ausgeglichen, mal ausgelaugt, dann melancholisch und dann wieder Ausdruck purer Freude. Emotionen sollten aber in der Öffentlichkeit keine gezeigt werden.

Drehen sich doch andere nach einem um, wenn man auf dem Gehsteig mit seinem Geliebten streitet, sich die Seele aus dem Leib tanzt, in schiefen Tonlagen lauthals ein Lied trällert, oder auf der Parkbank weinend den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr erkennen kann. Und gegen Aussen versuchen wir oft, eine gerade Linie ohne viele Schwankungen nach oben oder unten zu sein. Auf dem Weg ins Erwachsenenleben lernen wir unsere Emotionen zu untermauern. 

Aber wir alle fühlen mal so, zeigen tun es leider nur ein Bruchteil und dann meist im geschützten Umfeld. In einer meiner Yogastunden habe ich die Teilnehmer letztens dazu aufgefordert, eine Karte aus einem Stapel zu ziehen. Darauf stehen Sätze, die zum Nachdenken anregen sollen. Die Reaktion war so unterschiedlich, die einen haben die Karte verdeckt vor sich hingelegt, den Ausdruck verhärtet und verschlossen, die anderen genickt und wieder andere einfach lautlos gelacht. Als ich dann aufgefordert habe, den Satz laut vorzulesen und die eigenen Gedanken dazu zu teilen, wurden einige Herzschläge spürbar beschleunigt. Um den Bann zu brechen habe ich begonnen, sehr ehrlich ausgesprochen, was die Karte in mir auslöst. Als dann alle kurz und prägnant ihren “Schwank” aus dem Leben geteilt hatten, konnte man die Veränderung im Raum deutlich wahrnehmen. Die Stimmung war so viel gelöster. Sich selber in den Zweifeln Anderer zu erkennen, fühlt sich einfach wahnsinnig befreiend an. 

Versucht mal, die Gerade ins Wanken zu bringen. Die traurigen sowie überglücklichen Emotionen anzunehmen und zu umarmen. Euch bewusst zu machen, wie schön es ist, sensibel zu sein und fühlen zu dürfen. Und dann zeigt es, teilt eure grössten Ängste, wildesten Träume und schlimmsten Misserfolge. Es erfordert vielleicht etwas Mut, aber ich verspreche euch, wenn es aus tiefstem Herzen kommt, ist es grossartig.

 
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